Tempo auf der Hirnautobahn

Kognitive Fähigkeiten erhalten und, wenn möglich, steigern: Das ist das Ziel von Hirnleistungstraining, das am Rabenhof individuell und in der Gruppe angeboten wird.

Der übermäßige Konsum von Alkohol und anderen Suchtmitteln hat viele negative Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Eine davon sind mögliche Hirnleistungsstörungen. Sowohl das Gedächtnis wie auch die Funktionen, mit denen Menschen ihr Verhalten steuern, und die kommunikativen Fähigkeiten, also Wortfindung und Wortflüssigkeit, können durch Abhängigkeitserkrankungen in Mitleidenschaft gezogen sein.

Der Rabenhof in Ellwangen bietet Unterstützung für Menschen, die davon betroffen sind. Zahlreiche Fachdienste sind mit entsprechenden therapeutischen Angeboten vertreten. Dazu gehört auch die Ergotherapie. Dort arbeitet Mareike Stempfle. Die Ergotherapeutin ist auch „Gedächtnistrainerin und Fachpräventologin geistige Fitness nach Bundesverband Gedächtnistraining e.V.“ und bietet am Rabenhof unter anderem Hirnleistungstraining an.

Die Effektivität dieser Methode ist durch mehrere Studien belegt. Allein der Verzicht auf Alkohol oder andere Suchtmittel bewirkt noch nicht, dass die beeinträchtigten kognitiven Fähigkeiten zurückkehren. Dabei kann Hirnleistungstraining helfen, das in der Gruppe oder einzeln durchgeführt wird. Es kann auf vielfältige Weise auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden. „Ein wichtiger Grundsatz bei uns ist, dass das Training Spaß machen soll und ohne Leistungsdruck stattfindet“, erläutert Mareike Stempfle. „Jeder bringt sich nach seinen Stärken ein, es gibt kein Richtig oder Falsch.“

Die übergeordnete Zielsetzung ist stets, individuell vorhandene Fähigkeiten zu erhalten oder sogar zu stärken. Dafür können im Hirnleistungstraining Schwerpunkte gesetzt werden, zum Beispiel auf die Förderung von Konzentration, Merkfähigkeit oder auch Fantasie und Kreativität.

Häufig kommen dafür neben klassischen Hirnleistungstrainingsstunden im Gruppen- und Einzelsetting spielerische Elemente zum Einsatz. Rätsel-Café, Rätsel-Picknick oder Quizveranstaltungen und Bingo-Nachmittage gehören ebenso dazu wie jahreszeitliche Aktionsangebote oder ein Escape-Room-Workshop. So gelingt Kompetenztraining in einer angenehmen Atmosphäre. Denn auch die Gemeinschaft und das Wohlbefinden sind wichtige Aspekte bei dieser Therapieform.

Andere Angebote dienen der Verknüpfung körperlicher Aktivität mit abwechslungsreichen und vielschichtigen kognitiven Aufgaben. Körper und Gedächtnis werden zum Beispiel mit kognitiven Spaziergängen oder beim kognitivem Kegeln aktiviert. Das fördert gleichermaßen Ausdauer, Aufmerksamkeit und Konzentration.

Die speziell geschulte Ergotherapeutin regt mit gezielt eingesetzten Fragetechniken das Denkvermögen und die Diskussionsfreude der Teilnehmenden wirkungsvoll an. Sie inspiriert, über Dinge und Sachverhalte aus dem Alltag nachzudenken, zu kombinieren und zu spekulieren und auf diesem Weg die Fähigkeit zu verbessern, in Zusammenhängen zu denken. Das Gedächtnis wird trainiert, sich etwas zu merken, Informationen abzurufen und Antworten zu formulieren. Bildlich ausgedrückt: Auf der „Hirnautobahn“ ensteht mehr Tempo.

| Mareike Stempfle, Stephan Gokeler

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